Uni Wien – Exkursion zur philippinischen Community in Österreich

Zusammenfassung von Christiane Gotz

Vertreter/innen der Philippinischen Community in Österreich empfingen am 14. Dezember 2018 eine Gruppe von Studierenden der Universität Wien im Pfarrsaal der Pfarre Leopoldau im 21. Wiener Gemeindebezirk, um einen Einblick in die Aktivitäten von lokalen philippinischen Organisationen zu geben.

Die Exkursion fand im Rahmen der von Univ.-Prof. Patrick Sakdapolrak geleiteten Lehrveranstaltung „Humangeographische Exkursion: Migration, Integration, Translokalität in Wien“ unter der Mithilfe von Mag. Raffaella Pagogna statt. Die Studierenden lernten im Laufe des Wintersemesters mehrere Organisationen verschiedener migrantischer Diaspora-Gemeinden mit Sitz in Wien und deren Arbeit rund um die Themen Flucht, Asyl, Migration und Integration kennen. Es nahmen Studierende der Geographie, Raumforschung und Raumordnung aus dem Bachelor und Masterstudium wie auch Lehramtsstudierende der Geographie und Wirtschaftskunde teil.

Die Organisation im Vorfeld übernahm Arlene Castaneda von Sentro, die den anwesenden Lehrveranstaltungsteilnehmer/innen einen kurzen Überblick über die philippinische bzw. philippinisch-stämmige Community in Österreich gab. Die Anfänge der philippinischen Migration nach Österreich, insbesondere durch Krankenschwestern während der Ära Kreisky durfte dabei nicht unerwähnt bleiben.

Die Arbeit von Sentro rund um die Förderung des interkulturellen Dialogs zwischen Österreichern und Filipinos wurde in einer Präsentation von Bianca Weninger beleuchtet. Sie wies u.a. auf die von Sentro angebotenen Sprachkurse hin, die insbesondere der zweiten Generation die Möglichkeit bieten sollen, die Muttersprache zu erlernen. Weiters erfuhren die Teilnehmenden vom Barrio-Fiesta, welches jeden Sommer im Freien stattfindet und den Besuchern vor allem kulinarische Einblicke bietet.

Ralph Chan sprach zunächst über die Vortragseinladungen in damaligen Exkursionen von 2013 und 2014 des Instituts für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Er referierte auch über die in Kooperation mit der Universität Wien veranstalteten „Philippinen-Vorträge“, die zuletzt am 8. Juni 2018 und 4. Dezember 2018 am NIG (Neues Institutsgebäude) unter regem Interesse stattfanden. Er strich hervor, welche gesellschaftspolitischen Themen mit Bezug zu den Philippinen und zur philippinischen Einwanderungsgesellschaft im Rahmen dieser Vorträge beleuchtet werden. Weiters verwies er auf künftige Vorträge, die aus Anlass der Publikation der 2. Auflage des Handbuchs der Philippinen geplant sind bzw. auf die nächste Veranstaltung der Philippinen-Vorträge im Sommersemester 2019.

Den nächsten Beitrag über die Filipino-Community lieferte Hector Pascua, Referent für das Kinder- und Jugendpastoral der Pfarren Leopoldau und Herz Jesu. Er schilderte aus seiner Sicht, wie schnell sich Filipinos und Filipinas in Österreich integrieren, welche Herausforderungen das Erlernen der deutschen Sprache mit sich bringt und welche Bräuche und kulturellen Güter ins Zielland mitgebracht werden, um sich im fernen Österreich ein Stück Heimat zu bewahren. Er zeigte zudem auf, wie divers die Diaspora-Gemeinde ist, die sich in zahlreiche verschiedene Organisationen, Vereine oder auch lose Vereinigungen aufteilt.

Herta Niedermayer, seit über 40 Jahren im ehrenamtlichen Kirchendienst tätig, berichtet aus ihrer Perspektive als Österreicherin wie sie die religiösen Filipinos und Filipinas wahrnimmt und wie der kulturelle Austausch in beide Richtungen bereichernd sein kann. Ihr Engagement in Mitten der Philippinischen Gottesgemeinde haben sie dazu bewegt, die Sprache Tagalog zu lernen und einige Bräuche und Traditionen kennenzulernen.

Als Vertreterin der internationalen Filipinos referierte Maria Zelda Rojas, UNO-Angestellte im Vienna International Center, über die vielschichtige Vernetzung der weltweiten Diaspora und das Engagement der Auslands-Filipinos. Sie hat eine führende Funktion in mehreren österreichweit und europaweit agierenden Netzwerken inne. Das Näherbringen der philippinischen Kultur und Gastfreundschaft nannte sie als eine der zentralen Aufgaben dieser Organisationen und zeigte den Studierenden zur Veranschaulichung einen kurzen Werbefilm der philippinischen Tourismusbehörde.

Nach den Vorträgen gab es einen von Christiane Gotz (selbst Tochter einer philippinischen UNO-Beamtin) moderierten Q&A-Teil, wo die Studierenden Fragen an die Vortragenden stellen konnten.

Auf die Frage, wie man sich den Unterschied zwischen einem typisch österreichischen und einem typisch philippinischen Gottesdienst vorstellen kann, gab Herta Niedermayer die Antwort, dass die philippinische Gemeinde gerne in der Kirche singt und die Messe stets musikalisch untermalt wird.

Angesprochen wurden auch die sogenannten „remittances“ oder Rücküberweisungen. Fast alle philippinischen Familien senden Geld an Ihre Verwandten in der Heimat, um etwa das Studium oder eine Ausbildung der Nichten und Neffen zu finanzieren oder beim Hausbau der Familie zu helfen. Oft lässt dieser Geldfluss in der zweiten und dritten Generation nach. Die Emigrationsbereitschaft der Filipinos ist weiterhin ungebrochen.

Auch die weltweite Arbeitsmigration der Filipinos wurde diskutiert. Eine Studentin fragte, ob diese Praxis vom philippinischen Staat gewollt oder sogar gefördert wird, um dadurch die Geldleistungen in Form von remittances aufrecht zu erhalten, denn diese machen einen beträchtlichen Teil der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Seitens der Vortragenden wurde angemerkt, dass dies eine berechtigte Frage sei, denn es mangle auf den Philippinen bestimmt nicht an Agenturen, die Arbeitskräfte ins Ausland vermitteln. Erwähnt wurde weiters, dass Filipinos weltweit als Arbeitsmigranten oft unter schwersten Bedingungen tätig sind, vor allem als Seeleute oder als Haushaltsangestellte. Daher spreche man oft von der Resilienz der Filipinos.

Den Studierenden wurde erklärt, was eine Balikbayan Box ist und welche Geschenke gern an die Verwandten in der Heimat gesendet werden. So finden sich in der Karton-Box oft Milka-Schokoladen, Kleidung, Schulsachen, Kalender mit Wien-Motiven oder Mannerschnitten, um den Familien auf den Philippinen ein Stück Österreich näher zu bringen. Zum Abschluss wurden die Teilnehmenden auf die nächste Barrio-Fiesta und die bald wieder stattfindenden Philippinen-Vorträge eingeladen.

Einige Wochen nach Ende der Lehrveranstaltung gab es auch seitens der Studierenden ein Feedback:

„Mir hats gut gefallen, sehr ausführlich und ihr wart auch so zahlreich dort, das hat glaub ich allen gut gefallen mit denen ich geredet hab 😊. Als kleine Kritik vielleicht, es war etwas zu lang und der Teil von der Frau aus der Pfarre war zwar ganz nett aber bisschen zu sehr religiös angehaucht😁, aber sonst ganz gut 😊.“

Prof. Sakdapolrak bedankte sich nach Ende des Semesters für die Zusammenarbeit und betonte, dass die Exkursion der Gruppe sehr viel Freude bereitet hat. Sentro wurde bereits gebeten, im nächsten Wintersemester für die kommende Lehrveranstaltung zur Verfügung zu stehen, damit auch weitere Studierende die Möglichkeit haben, die Organisationen der Community näher kennenzulernen. Wir haben natürlich zugesagt und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.